Albinmüller-Turm – Geschichte

1927, in einer dynamischen Periode der Stadtentwicklung, wurde der Aussichtsturm als Krönung des Gesamtensembles zur Deutschen Theater-Ausstellung errichtet. Künstlerische Oberleitung hatte hierfür Herr Prof. Albinmüller übernommen. Um die in 45 Meter Höhe gelegene Aussichtsplattform zu erreichen, bot der insgesamt knapp 61 Meter hohe Turm den Interessierten bereits zum damaligen Zeitpunkt einen Aufzug. Andere Gäste erfreuten sich am Erklimmen der 252 Stufen, wurden sie doch am Ziel belohnt mit einer wunderbaren Aussicht.
Beschädigungen während des Zweiten Weltkrieges und spätere mangelnde Instandhaltung des Denkmals erforderten die Schließung am 22. September 2001. Nach fast 3-jährigen, aufwändigen Sanierungsarbeiten erstrahlt nun das Magdeburger Kleinod in neuem Glanze.

Der Architekt Prof. Albinmüller

Der Aussichsturm im Rotehornpark wurde von dem Architekten Alwin Müller, Künstlername Albinmüller, entworfen. Albinmüller war ursprünglich im Kunstgewerbe tätig und kam 1900 als junger Lehrer nach Magdeburg. Hier lehrte er mehrere Jahre an der Kunstgewerbeschule, die von seinen international erfolgreichen Arbeiten profitierte.

Magdeburg wurde zu einem Zentrum des modernen Kunstgewerbes:
Autodidaktisch bildete sich Albinmüller zum Architekten weiter. 1927 wurde er schließlich von der Magdeburger Stadtverwaltung mit dem Entwurf des Geländes für die Deutsche Theaterausstellung beauftragt. Das Ensemble wurde bald zu den schönsten Ausstellungsgeländen Deutschlands gezählt und war bis zum Zweiten Weltkrieg ein Forum für hochrangige wirtschaftliche und künstlerische Veranstaltungen. Neben dem Ausstellungsturm sind jedoch nur noch das Pferdetor und die von Johannes Göderitz entworfene Stadthalle erhalten geblieben.

Am 17. Juni 2012 wurde der Tum in Gedenken an seinen Archithekten in Albinmüller-Turm umbenannt.

Chronik:

1927
wurde der Turm als aufstrebendes Kontra zur Stadthalle sowie als Krönung des Gesamtensembles zur Deutschen Theater-Ausstellung nach den Plänen des Darmstädter Architekten Prof. Albinmüller erbaut.
Das komplette Ensemble des Ausstellungsgeländes mit der Stadthalle und dem Aussichtsturm wurde mit zu den schönsten Ausstellungsgeländen Deutschlands gerechnet. Die Stadthalle und das Ausstellungsgelände waren bis zum 2. Weltkrieg ein Treffpunkt wirtschaftlicher und künstlerischer Veranstaltungen von hohem Rang. 

"Der 60 Meter hohe Ausstellungsturm, seinerzeit das Wahrzeichen der Ausstellung, gilt bis heute als bedeutendes Werk des Neuen Bauens in den 1920er Jahren. Er erhebt sich auf einer für die Höhe eher kleinen Grundfläche von 81 Quardartmeter. Seine Gestaltung folgt im Streben nach Sachlichkeit dem Baugedanken des Neuen Bauens." (Quelle: Volksstimme Magdeburg 18.6.2012)

1944/45
Zerstörung des Ausstellungsgelände (70 %) mit Stadthalle (90 %). Stehengeblieben ist lediglich der beschädigte Aussichsturm.

Im Sommer 1956
wird der Aussichtsturm für die Besucher freigegeben, noch ohne Fahrstuhl, und noch sind umfangreiche Arbeiten zu leisten. Die 510 Felder der Turmspitze müssen neu verglast werden. Der Besucher des Turmes musste die 206 Stufen des Turmes erklettern, hatte aber dann auch die Möglichkeit, für 0,10 M durch ein Fernrohr die Umgebung von Magdeburg zu beschauen, und wenn er Glück hatte und das Wetter günstig war, konnte er den Brocken erkennen.

1958
Auf einfachen Podien fanden, in Verbindung mit der HO-Gaststättenleitung, Tanzveranstaltungen am Adolf-Mittag-See und am Aussichtsturm statt.

1958
wurde die Kuppel des Aussichtsturmes abgedichtet, es begannen die Ausbauarbeiten für das Turmcafe. 

Wenige Jahre später 
war der Bergrettungsdienst aus Wernigerode im Einsatz. Im Zusammenhang mit einer Schauübung, Abseilen vom Turm, wurden die Außenwände des Turmes kontrolliert und von gefahrdrohenden Bruchstücken befreit.

1972
wird das Café in der Glaskuppel wieder eröffnet.
 
Zu DDR-Zeiten
zählt der Turm samt Café jährlich rund 100.000 Besucher.

In den 1980er Jahren
schließt das Café wegen Baufälligkeit.

Ab Mitte der 1990er Jahre
ist auch die Aussichtsplattform nur noch saisonal geöffnet;
es folgen Sperrung, Sanierungspläne.

2001 
beschließt der Stadtrat die Sanierung für fünf Millionen Mark; sie wird - wie auch die Sanierung der Stadthalle - Jahr für Jahr aufgeschoben.

2001
findet die Ausstellung "mediaTurm" im Aussichsturm statt. Studierende des Fachbereichs Gestaltung der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) schufen mediale Arbeiten, die sich direkt und indirekt mit der Geschichte sowie der baulichen Struktur des Turmes auseinandersetzen. Über zwanzig spannende Objekte sind auf den elf Etagen zu erforschen.

22. September 2001

Schließung aufgrund der Beschädigungen während des Zweiten Weltkrieges sowie der späteren mangelnden Instandhaltung.

2003
erfolgt ein neuer Sanierungsbeschluss; Kostenrahmen: 1,98 Millionen Euro. Ende 2004 soll der Turm samt Café wiedereröffnen. 

2004
beginnen die Arbeiten. Schnell wird klar: Geld und Zeit reichen nicht.

2005
wachsen Probleme: Baustopp, Streit zwischen Planern, Baufirmen und Hochbauamt; Kostenrahmen wächst zunächst auf 2,9, dann auf 3,1 Millionen Euro.

Am 27. Juli 2006 
wird der Aussichtsturms wieder eröffnet, allerdiengs ohne Café.

August 2006: 11.000 in den ersten vier Wochen
Wieder einmal bewahrheitet sich eine sympathische Eigenschaft der Magdeburger: Was sie einmal in ihr Herz geschlossen haben, wird für immer darin bleiben. Die Magdeburger und ihre Gäste zeigen ihr Herz für eines der bedeutenden Bauwerke im Erscheinungsbild Magdeburgs - den Aussichtsturm im Stadtpark Rotehorn. Bereits innerhalb der ersten 4 Wochen nach der Wiedereröffnung am  27. Juli 2006 haben 11.000 Besucher den wunderbaren Rundblick über die Elbestadt genossen.

16. Februar 2012
Ja zu "Albinmüller-Turm." Der Stadtrat beschloss auf seiner Sitzung die Namensgebung für Magdeburgs Wahrzeichen auf der Rotehorninsel als Hommage an den Architekten des Turms. Prof. Albin Müller (1871 - 1941) führte den Künstlername Albinmüller. Der Aussichtsturm gilt als bedeutendes Werk des Neuen Bauens in den 1920er Jahren. Der Beschluss ging auf einen Antrag der Fraktion "DIE LINKE" zurück.

17. Juni 2012
fand die offizielle Turmtaufe zwischen Elfen, Streichern und einem großen Lichtspektakel statt.
Vom Ausstellungsturm (1927) - zum Aussichsturm (1956) - ab heute Albinmüller-Turm anlässlich des 85. Geburtstages!
 
Die Volksstimme Magdeburg berichtet einen Tag später: "Tausende Besucher haben gestern Abend bis in die Nacht das Spektakel um die Turmtaufe verfolgt. Zunächst präsentierten zahlreiche Künstler ein umfangreiches Programm mit Konzerten, Auftritten und Chorgesang. Gegen 22.30 Uhr wurde der Turm offizell getauft.

17. Juni 2019
wurde die Ausstellung zur Moderne im Turm eröffnet . Über das historische Stadthallenareal sowie die Gesamtentwicklung Magdeburgs zwischen 1918 bis 1933 erläutern 26 Tafeln (deutsch/englisch). Gleichzeitig weihten Oberbürgermeister Lutz Trümper und Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann die erste Stele zur Beschilderung des landesweiten touristischen Netzwerkes "Bauhaus Dessau und die Moderne in Sachsen-Anhalt" ein. Das Land Sachsen-Anhalt richtet die wichtigsten Objekte der Moderne mit Stelen aus, die zahlreiche Informationen vermitteln.
"Ab sofort wird die Beleuchtung des Albinmüller-Turms wieder in Betrieb genommen", erklärte OB Lutz Trümper.
In Zukunft werde die 15 Meter hohe Glas-Stahl-Konstruktion wieder in den Abendstunden weithin sichtbar sein.
(Quellen: Magdeburg Volksstimme und General-Anzeiger Magdeburg 19.6.2019)