Entwurf Stadthalle Magdeburg - Außenansicht
Stadthalle
Historisch, bedeutend, modern
Entwurf Stadthalle Magdeburg - Innenansicht Großer Saal schräg von der Empore Richtung Bühne
Ein Baudenkmal macht sich frisch für Veranstaltungen aller Art

Stadthalle
Ein Baudenkmal macht sich frisch für Veranstaltungen aller Art

Die Stadthalle ist ein Meisterwerk der Magdeburger Moderne. Das 1927 anlässlich der Deutschen Theaterausstellung errichtete Veranstaltungs- und Mehrzweckgebäude entwickelte sich schnell zu einem Anziehungspunkt im Herzen der Stadt. Seit 2020 wird die Stadthalle in eine moderne Eventlocation umgewandelt, die zugleich mit ihrer denkmalgeschützten Substanz aus der Zeit des „Neuen Bauens“ glänzen soll. Bis 2025 erlebt sie eine Frischekur: Die Fassaden werden denkmalschutzgerecht saniert, kleinere Anbauten am Gebäude zurückgebaut, im Inneren der Saal komplett umgebaut.

Die Bühne „wandert“ auf die gegenüberliegende Seite, und es zieht neueste Technik ein. Damit ist die Stadthalle künftig sehr flexibel für eine große Bandbreite an Veranstaltungen aufgestellt. Als Teil des Ensembles aus Hyparschale, Pferdeturm und Albinmüller-Turm ist die Location im Stadtpark bald umgeben von der neuen „Event-Plaza“, wo bis zu 11.000 Gäste mit einem Dom-Elbe-Panorama feiern können.

Bis sich im Jahr 2025 nach der Sanierung zum ersten Mal der Vorhang in der Stadthalle hebt, fließt noch einiges Wasser die Elbe hinunter – trotzdem bleibt Magdeburgs Kultur im Fluss. Eine von vielen weiteren guten Adressen für Veranstaltungen jeglicher Art ist in der Zeit des Stadthallen-Umbaus Sachsen-Anhalts größte Mehrzweckhalle, die GETEC-Arena.

Geschichte der Stadthalle

Magdeburg als Stadt der Moderne

Magdeburg war in den 1920er-Jahren die Stadt der Moderne. In der Zeit der Weimarer Republik stellte sich die heutige Landeshauptstadt früher und konsequenter als andere Städte unter dem Vorzeichen der Moderne neu auf und sorgte damit für große Aufmerksamkeit. Unter der Leitung des Oberbürgermeisters Hermann Beims wurde Magdeburg von 1919 bis 1931 durch Neuerungen zu einer Reformstadt, in der sich die Moderne in vielerlei Hinsicht entfalten konnte. Geprägt waren diese Jahre in Magdeburg vom Aufbruch, von Veränderungen, von neuem Bauwillen und vom neuen Leben. Der Wandel erfasste alle Lebensbereiche – neben dem Bauen auch das Gesundheits- und Bildungswesen, das Vereinsleben und die Medien. Von der Elbestadt ging ein „Frühlicht“ aus, in keiner anderen deutschen Stadt war der Drang zu Reformen so stark ausgeprägt.

Viele Bauten dieser Zeit sind heute noch erhalten und stellen ein bedeutendes Erbe der Moderne dar – allen voran das Areal mit Stadthalle, Pferdeturm und Albinmüller-Turm auf der Rotehorn-Insel.

Der Aussichtsturm der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt im Stadtpark Rotehorn.

So ist die Stadthalle gewachsen

Die Stadthalle wurde 1927 nach den Plänen des Architekten und Magdeburger Stadtbaurates Johannes Göderitz anlässlich der Deutschen Theaterausstellung errichtet. Der Grundstein wurde am 5. Januar 1927 gelegt, damals führte Hermann Beims die Geschicke der Stadt – als erster demokratisch gewählter Oberbürgermeister. Er zählt zu den Reformern, die Magdeburg in den „Goldenen Zwanzigern“ modernisierten. Das architektonische Kleinod auf der Rotehorninsel ist in Rekordzeit entstanden: In nur vier Monaten wurde die seinerzeit modernste Stadthalle Deutschlands aufgebaut.

Die Stadt fungierte beim Bau als Auftraggeberin und wollte vor allem eins: Es sollte ein „würdevoller Monumentalbau“ entstehen, mit dem Magdeburg als wichtigste Ausstellungs- und Kongressstadt Mitteldeutschlands etabliert wird. Zugleich sollte es in der Stadthalle möglich sein, sich „körperlich zu ertüchtigen“ und „volksbildungsmäßige Erlebnismöglichkeiten“ anzubieten. Wie gewünscht, entstand an der Elbe mit Blick auf den Dom, zwischen Messehallen, Aussichtsturm und Pferdetor eine Veranstaltungshalle mit immensen Ausmaßen: Die Stadthalle wuchs 22 Meter in die Höhe, 100 Meter in die Länge und 50 in die Breite. In kürzester Zeit avancierte die Halle zu einem Kulturort von nationaler und auch internationaler Bedeutung. Hier spielte die Musik – in jeder Hinsicht. Weltberühmte Dirigenten wie Wilhelm Furtwängler oder Otto Klemperer gastierten in der Stadthalle und waren begeistert von der besonderen Akustik.

Zerstörung und Wiederaufbau

Die Geschichte der Stadthalle als bedeutender Veranstaltungsort wurde in Zeiten des Zweiten Weltkriegs unterbrochen. Am 1. September 1944 errichtete man hier ein Lazarett. Dem großen Luftangriff auf Magdeburg am 16. Januar 1945 fielen auch große Teile der Stadthalle zum Opfer, zusätzlich zerstört wurde sie durch amerikanisches Artilleriefeuer beim Befreiungskampf.

Am 15. April 1966 begann, nach der Entscheidung der SED-Stadtleitung, der Wiederaufbau der Stadthalle. Möglich wurde dieser vor allem, weil die Einwohnerinnen und Einwohner ihre Kult- und Kulturstätte wiederhaben wollten. Sie spendeten fast eine Million Mark, leisteten unzählige Arbeitsstunden – und erhöhten damit den Druck auf die SED-Bezirksparteiführung. Beim Wiederaufbau gingen zwar einige der individuellen Nuancen des Baukörpers verloren. Aber: Es wurde ein Bauwerk vor dem Verfall bewahrt und damit für die Zukunft erhalten.

Fortschritt hat einen klangvollen Namen: Magdeburger Stadthalle

Das architektonische Juwel war einst die fortschrittlichste Stadthalle in Deutschland. Bereits kurz nach ihrer Eröffnung waren die Gäste begeistert von der Schönheit, der Zweckmäßigkeit des Gebäudes, die vor allem durch Schlichtheit geprägt ist. Berühmte Personen lobten sie als vorbildhaftes Beispiel moderner Architektur, ihre äußere Gestalt, innere Funktionalität und traumhafte Akustik.

Die heutige Landeshauptstadt hat damit einst eine wichtige Stätte der Kultur erhalten, die heute eins der bedeutendsten Bauwerke der Stadt und ein Hauptwerk der Klassischen Moderne ist. Und das an einem Ort, der auch aus heutiger Sicht ein idealer Standort ist: Die Stadthalle steht am Eingang des hochfrequentierten Bürgerparks, kann mit öffentlichen Verkehrsmitteln angefahren werden, ist umgeben von großen freien Flächen – in Sichtachse zum Dom.

Die Magdeburger Stadthalle macht sich schick

Der Zahn der Zeit hat an der Magdeburger Stadthalle genagt. Magdeburgs Kult- und Kulturstätte im Rotehornpark war in die Jahre gekommen. Die „alte Dame“ versprühte noch immer Charme und wurde gern besucht, konnte dennoch eine umfassende Verjüngungskur gebrauchen.

Nicht nur die Jahre, auch zwei Hochwasser-Ereignisse hatten der Stadthalle zugesetzt. Darum war es im Jahr 2020 beschlossene Sache: Die Location an der Elbe wird saniert und auf den modernsten Stand gebracht. Für die Investition stellt die Landeshauptstadt Magdeburg etwa 65 Millionen Euro bereit, um den Spagat hinzubekommen: Die Stadthalle soll zeitgemäß gestaltet und ausgestattet sein und dabei ihre denkmalgeschützte Bausubstanz behalten. Zusätzlich sollen die Logistikwege für Veranstalterinnen und Veranstalter optimiert werden. Die Sanierung erfolgt nach Plänen des Hamburger Architekturbüros „gmp“.

Erste Maßnahmen zur Vorbereitung der Sanierung begannen am 8. September 2020. Zwei Tage zuvor konnten sich die Magdeburgerinnen und Magdeburger von der Stadthalle verabschieden und sich ein Stück davon sichern: Bei einem von der MVGM organisierten Flohmarkt kamen unter anderem Lampen und Plakate unter den Hammer.

Ende des Jahres 2025 soll es dann so weit sein und die Sanierung der Stadthalle abgeschlossen sein. Dann wird die Stadthalle als hochmoderne Eventlocation von der MVGM den Magdeburgern feierlich präsentiert.  

Hier gibt‘ was zu sehen – Fotografischer Streifzug durch die Stadthalle

Kurz vor Start der Sanierungsarbeiten haben die Magdeburger Fotografen Michael Kranz und Andreas Lander noch einmal eine Tour durch die Stadthalle gemacht und mit ihrer Kamera alles dokumentiert – von den bekannten Gäste-Arealen bis zu Bereichen, die für Besucherinnen und Besucher eher unbekannt sein dürften. Die Ergebnisse ihres fotografischen Streifzuges durch das traditionsreiche Veranstaltungshaus präsentiert das Duo in der Broschüre „Stadthalle Magdeburg – Ein Blick hinter die Kulissen. Ist-Zustand 2020“. Verkauft wird sie in der Magdeburger Tourist-Information am Breiten Weg.

Zahlen, Daten, Fakten

So sah die Stadthalle Magdeburg nach ihrer Fertigstellung damals aus

  • Monumentalbau: 22 Meter hoch, 100 Meter lang, 50 Meter breit
  • Gebaut aus Stein, Glas und Eisen – in der Ästhetik des Neuen Bauwillens
  • Innenausstattung
    • Ebenerdig zu erreichen: Garderobenhalle, Blüthnersaal und eine Reihe von Nebenräumen, Kongressräume und Garderoben der Kunstschaffenden
    • Je höher die Gäste gelangen, desto mehr Holz ist zu sehen
    • Vollkommen getäfelter Saal
    • Aus den Fensterfronten an der Westseite blicken Gäste aus den beiden oberen Wandelhallen auf Elbe und Dom
    • Beide Gänge sind an der Nordseite durch ein Foyer
    • Das Foyer lässt sich zum großen Saal hin öffnen, erweitert ihn oder lässt sich getrennt als zusätzlicher kleiner Saal nutzen
    • Integriert ist ein Weinrestaurant mit breiter Fensterfont zum Westen und Blick auf Stadt- und Dompanorama.
    • Der Festsaal:
      • 50 Meter lang, 30 Meter breit, 15 Meter hoch
    • Das Musik- und Bühnenpodium:
    • 17 Meter breit, 18 Meter tief
    • Die Rückwand ist unterbrochen durch eine zweite Empore – 13 Meter tief und 17 Meter breit.
    • Länge der Saalachse: 81 Meter
    • Breite der freitragenden Empore, die den Saal umzieht: 6 Meter
    • Die Akustik:
    • Die Klangmasse des größten Orchesters ist regulierbar – ohne Nachhall und Echo.
    • Jeder feine Ton sollte bis in die hinterste Ecke übertragen werden – über 80 Meter Luftlinie.
    • Saal: zusammenhängender hölzerner Raumkörper
    • Die Technik im Saal:
    • Klappstühle können unverrückbar aneinander befestigt werden.
    • Beleuchtung besteht aus stufenartig an blauen Schnüren aufgehängten Glaskugeln
    • Orchester- und Bühnenpodium bietet etwa 1.000 Musikerinnen und Musikern Platz.
    • Modernste Konzert-Orgel Europas: 131 Register, etwa 10.000 Pfeifen, jedes Stück kann adäquat seines gedachten Klanges interpretiert werden
    • Fassungsvermögen der Stadthalle: 5.000 Personen, im großen Saal bei Reihenbestuhlung: 3.500 mit vielen zusätzlichen Stehplätzen

Weitere Fakten:

  • Es wurde Wert darauf gelegt, dass die Stadthalle an die städtische Infrastruktur angeschlossen und von der Innenstadt schnell zu erreichen ist.
  • Die erste Veranstaltung war ein Presseball am 28. Mai 1927, offiziell übergeben wurde die Stadthalle am 29. Mai 1927 mit einer Einweihungsfeier.
  • Das erste glanzvolle Großereignis war ein Festkonzert.
  • Großflächig zerstört wurde die Stadthalle zum Ende des Zweiten Weltkriegs, im Januar 1945.
  • Der Wiederaufbau begann 1959 und wurde vor allem durch die Magdeburgerinnen und Magdeburger möglich, die fast eine Million Mark spendeten und unzählige Arbeitsstunden leisteten.
  • Die Wiedereröffnung war am April 1966