Weiße Bankettbestuhlung in der Johanniskirche in Magdeburg
Johanniskirche
Moderne, Mittelalter, Mehrwert
Die perfekte Symbiose
für besondere Events

Johanniskirche
Moderne, Mittelalter, Mehrwert – Die perfekte Symbiose für besondere Events

Die Johanniskirche ist Magdeburgs älteste Pfarrkirche und ein Kleinod mit einer faszinierenden Geschichte – architektonisch, politisch, kulturell. Fünfmal wurde sie zerstört und immer wieder aufgebaut. Martin Luther predigte hier im Juni 1524 seine Thesen, anschließend trat die Stadt geschlossen dem Protestantismus bei. Am Reformationstag finden noch heute Gottesdienste in der Johanniskirche statt. Otto von Guericke, einer der bedeutendsten Experimentalphysiker, arbeitete im Turm der Johanniskirche.

Heute wird die Kirche hauptsächlich für Veranstaltungen wie Tagungen, Konzerte und Feiern genutzt und sie lockt mit einem atemberaubenden Panoramablick über die Stadt - und mit einem künstlerisch-feurigen Ausblick aus neu gestalteten Kirchenfenstern.

Geschichte der Johanniskirche

Zwischen Panoramablick und Protestantismus

Das Herz der Magdeburgerinnen und Magdeburger hängt an ihrer ältesten Pfarrkirche. 1131 wurde sie als dreischiffige Basilika auf dem Johannisberg im romanischen Stil errichtet. Brannte es in der Stadt, befielen die Flammen auch meist die Johanniskirche. Doch die Bewohnerinnen und Bewohner bauten sie immer wieder auf. Als General Tilly die Kirche, in der schon Martin Luther 1524 seine Thesen predigte, im Jahr 1613 zerstörte, wurde sie erneut aufgebaut. Drei Jahrhunderte stand sie anschließend an der Elbe kerzengerade und sicher. Doch am 16. Januar 1945 fiel die Johanniskirche den Bombenanschlägen zum Opfer. Den fünften Akt zum Wiederaufbau stieß 46 Jahre nach der Zerstörung ein Kuratorium an, dass die Kirche wieder aufbauen ließ. Inzwischen wird die Kirche hauptsächlich für Tagungen und Veranstaltungen genutzt.

Chronik des Wiederaufbaus

Wenn die Johanniskirche erzählen könnte. Eine wechselvolle Geschichte liegt hinter ihr. Seit ihrer Entstehung im Jahr 1131 wurde sie fünfmal zerstört und immer wieder aufgebaut. Nach der Wende erfolgte der letzte Wiederaufbau.

Wiederaufbau

•   Rund 20 Millionen Mark kostete das Bauvorhaben, das 1990 beschlossen und 1999 abgeschlossen wurde.

•   Ein wichtiger Meilenstein: 1997 wurden Spendengelder gesammelt, um die Planung der Wiedererrichtung des Südturmes und die Sanierung des Glockenstuhles sowie des Geläutes zu bezahlen.

•   Zwei Jahre später können erneut über Spenden die Sitzbänke im Außenbereich installiert und die Vorhallenfenster ausgetauscht werden.

•   Mit einem Festakt wurde die Kirche am 2. Oktober 1999 eingeweiht und als Veranstaltungszentrum an die Magdeburgerinnen und Magdeburger übergeben.

•   Der Südturm der Johanniskirche vollendete im Mai 2004 das Magdeburger Symbol.

•   Im September 2008 wurde die Restaurierung der kleineren Glocke der Johanniskirche beendet. Ein Schwerlastkran hob sie in die Glockenstube und der neue Glockenstuhl erklang schon einen Monat später über den Dächern Magdeburgs.

•   Seit Oktober 2009 wird die größere der beiden Glocken – die Festtagsglocke – als Tonsignal für den Uhrschlag genutzt.

Bedeutende Persönlichkeiten

Martin Luther

Luthers berühmte Predigt in der „Denkschmiede“ Johanniskirche

Von Wittenberg machte sich der junge Dr. Martin Luther (1483 - 1546) als Professor der Universität Wittenberg auf den Weg in die Elbestadt, um dort am 26. Juni 1524 seine Predigt zu halten. „Über die wahre und falsche Gerechtigkeit“ sprach er in der Johanniskirche. Die Menschen dort lauschten seinen Thesen und Ausführungen gespannt - und der Reformator überzeugte sie. Die Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner wechselten anschließend geschlossen über zum protestantischen Glauben. Damit ging ein entscheidender Impuls der Reformation in Deutschland von der Magdeburger Johanniskirche aus, einer schon früh fortschrittlichen „Denkschmiede“.

Vor der Kirche erinnert das Martin-Luther-Denkmal des Bildhauers Emil Hundrieser aus dem Jahr 1886 an diesen Besuch im Juni 1524 und an die Predigt. Achten Sie bei Ihrem nächsten Besuch an und in der Johanniskirche einmal auf das Kunstwerk!

Zur Person: Martin Luther

Martin Luther, geboren am 10. November 1483 in Eisleben, Grafschaft Mansfeld, zweifelte als junger Augustinermönch an seinem Glauben. Die Erlösung fand er schließlich in der Bibel: Er las die Botschaft und verstand sie anders, als die Kirche sie damals auslegte. Der Theologe äußerte zunächst Kritik. Die Fürsten unterstützen ihn und die Reformation. Um die Menschen in Wittenberg zu überzeugen, schlug er 1517 die 95 Thesen gegen Ablasshandel an die Kirchentür. Er wollte die Kirche reformieren – in Sachsen-Anhalt, in Deutschland und in der Welt. Das ist ihm gelungen. Martin Luthers Thesenanschlag ging in die Geschichte ein und er ist noch heute als Reformator und Begründer des Protestantismus weltberühmt. Kirchen und Gedenkstätten sind nach ihm benannt, Menschen lesen seit Jahren und Jahrhunderten seine Version der Bibel und erleben Gottesdienste, die nach seiner Vision gestaltet sind. Am 18. Februar 1546 starb Martin Luther in Eisleben.

Otto von Guericke

Otto von Guericke ist mehr als nur der Erfinder der Luftpumpe. Der Magdeburger verdiente sich Anerkennung als Politiker, Jurist, Physiker und Erfinder und zählt zu den bedeutendsten deutschen Naturwissenschaftlern. Ausgewählte Glanzleistungen des Genies:

  • 1649 entwickelte er die Kolbenvakuumluftpumpe und 1650 die Luftwaage,
  • er ist Begründer der Vakuumtechnik,
  • mit spektakulären Experimenten stellte er die Kraft des Luftdrucks vor: im Sommer 1657 ließ er in seiner Heimatstadt Magdeburg zwei große Halbkugeln aus Kupfer, die berühmten Magdeburger Halbkugeln, zusammenlegen und entzog ihnen anschließend die Luft. Acht Pferde sollten die Kugel auf jeder Seite wieder auseinander reißen - und schafften es nicht. Natürlich. Erst als wieder Luft in die Kugeln strömte, ließen sie sich öffnen. Seine Versuche erstaunten das Publikum weltweit.
  • 1632 legte er einen maßstäblichen Stadtplan von Magdeburg an,
  • ins Magdeburger Rathaus ließ er ein 10 Meter hohes Barometer bauen zur Wettervorhersage, das die Stadt vor Unwettern warnte.
Zur Person: Otto von Guericke

Otto von Guericke wurde nach dem neuzeitlichen Kalender am 30. November 1602 in Magdeburg geboren - als einziger Sohn des Ratskämmerers und Schultheiß Hans Gericke und der reichen Patriziertochter Ana von Zweydorff aus Braunschweig. Später nimmt die Familie den Namen von Guericke an. Otto von Guericke studierte von 1617 bis 1619 an der Universität in Leipzig, danach einige Wochen in Helmstedt an der Universität und von 1621 bis 1623 Jura an der Universität in Jena. Ab 1623 vertieft er seine Kenntnisse in Jura und Festungsbau für zwei Jahre in Leiden. Sein Leben galt der Wissenschaft:

  • Otto von Guericke ist der Begründer der Experimentalphysik.
  • Er konnte das Vakuum nachweisen und demonstrieren und
  • er erfand die Luftpumpe.
  • Im Dreißigjährigen Krieg war er Bürgermeister der Stadt Magdeburg und führte die Verhandlungen für die Stadt beim Westfälischen Frieden.

Otto von Guerickes starb am 11. Mai 1686 in Hamburg. In der Magdeburger Johanniskirche erinnert eine Gedenkstätte an ihn.

Auf den Spuren von Guerickes Gebeinen: Ein Geheimnis, gehütet wie ein Grab

Wo hat Magdeburgs berühmtester Sohn seine letzte Ruhe gefunden? Die Frage ist einfach. Aber die Antwort bleibt kompliziert. Gesucht werden die sterblichen Überreste von Otto von Guericke (1602 - 1686) seit über 100 Jahren. Mit kriminaltechnischen Ermittlungsmethoden und wissenschaftlichem Spürsinn wurde bereits nach den Gebeinen des Physikers gefahndet. Selbst in der historischen Literatur der Stadt Magdeburg wird diese Frage kontrovers diskutiert - bis heute. Eine Vermutung ist, dass Otto von Guericke, seine erste Frau, sein Sohn und dessen erste Frau in der Gruft an der Nordseite der Johanniskirche beigesetzt sind. Doch die Gräber wurden nie gefunden.

In den Aufzeichnungen ist aber auch die Geschichte zu finden, nach der die Gebeine von Otto von Guericke eine längere Reise mit noch unbekanntem Ziel hinter sich haben. 1908 hatte die Stadtverordnetenversammlung den Magdeburger Stadtarchivar auf Spurensuche geschickt. Seine Recherchen ergaben:

  • Nach Otto von Guerickes Tod am 11. Mai 1686 in Hamburg wurden seine sterblichen Überreste in der dortigen Nikolaikirche aufgebahrt.
  • Auf dem Friedhof von Ottensen bei Altona wurde er beigesetzt. Den Nachfahren ließ das keine Ruhe.
  • Zwischen 1716 und 1724 ließen sie seine Gebeine zurück nach Magdeburg überführen.
  • Bestattet wurden sie anschließend in der 1716 angelegten Familiengruft des Enkels, Regierungsrat Leberecht von Guericke.
  • Die Gruft lag in der Stiftskirche St. Nikolai am Domplatz/Kreuzgangstraße.
  • Allerdings wurde die Nikolaikirche 1807 unter der Besetzung von Napoleons Truppen in ein Militärtlazarett umgebaut. Dafür wurden Grüfte eingerissen und verfüllt. Särge, die dort bestattet worden waren, wurden vor die Tore der Stadt gekarrt und anonym beigesetzt.
  • Grabungen im Jahr 1907/1908 bestätigten eine ungewollte Vermutung: die Guericke-Gruft im nordöstlichen Seitenschiff der Nikolaikirche war ausgeräumt und mit Schutt bedeckt.
  • Fazit: Otto von Guerickes Gebeine sind an einem unbekannten Ort beigesetzt.

Unbekannt bedeutet aber nicht unbedingt unauffindbar. Es gibt ein Rätsel auf. Archäologinnen und Archäologen hatten Ende der 1990er Jahre die Suche nach den Überresten wieder aufgenommen. Lange Zeit nahmen sie auch die Johanniskirche ins Visier. Gefunden wurden die Überreste noch nicht. Es scheint, als hüte Otto von Guericke den Ort seiner letzten Ruhe wie ein Grab. Ein Erinnerungsort wurde dem berühmten Erfinder dennoch geweiht: die Alemann-Guericke-Gruft in der Johanniskirche. Dort wurde 2002 auch sein 400. Geburtstag gefeiert.

Schon gewusst: Ein Schatz, gehütet wie ein Familiengeheimnis

Aus den Trümmern der Johanniskirche rettete der Pfarrer Alfred Frantz (1878 - 1973) nach dem Zweiten Weltkrieg ein besonderes Relikt. Aus den Steinbergen der zerstörten Kirche und zwischen Schutt und Asche barg er das alte Schloss der Sakristei, das mehr als 250 Jahre lang das Tor der Kirche zu Ruhezeiten verschlossen hatte. Und was machte er damit? Er hütete den Schatz wie ein Familiengeheimnis und vererbte ihn seiner Tochter Liselotte, die das Schloss an ihren Sohn Jürgen Frantz weitergab. Als Staatsanwalt i. R. lebt er inzwischen in Hamburg. Im März 2011 übergab er das sanierte Schloss an Magdeburgs Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper (im Amt von 2001 bis 2022) und dem damaligen Vorsitzenden des Kuratoriums für den Wiederaufbau der Johanniskirche Werner Kaleschky.