Martin Luther - Das Reformationsjahr 2017

Auf den Spuren Martin Luthers
Martin Luthers 95 Thesen sowie die Zeit der Reformation prägen unsere Deutsche Geschichte. Der vermeintliche „Thesenanschlag“ Luthers an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg ist heutzutage geradezu legendär – auch wenn das Ereignis selbst in der Forschung umstritten ist. Mit seinen Ansichten und seiner Bereitschaft, öffentlich zu diesen zu stehen, leitete Luther eine Phase der Reformation in Deutschland ein und wurde praktisch zum Begründer der protestantisch-christlichen Glaubensrichtung, aus der bis heute neben der evangelischen Kirche eine Reihe anderer Glaubensgemeinschaften hervorgegangen sind! – Ein Anlass für ein großes Jubiläum, das 2017 nicht nur in Wittenberg zelebriert wird!
Martin Luther und seine Predikt in der Johanniskirche in Magdeburg
Martin Luther - Mönch, Professor und Reformator wurde am 10. November 1483 in Eisleben als zweiter Sohn des Berghäuers Hans Luder geboren. Bereits in jungen Jahren hinterließ Luther seine Spuren in Magdeburg. 1497 bis 1498 kommt Luther im Alter von 14 Jahren nach Magdeburg und besucht die Magdeburger Domschule. 36 Jahre später erinnert sich Luther noch an ein Ereignis, das er in seiner Schrift „Verantwortung der aufgelegten Aufruhr“ niederschrieb: „Als ich in meinem vierzehnten Jahr zu Magdeburg in die Schule ging, habe ich mit eigenen Augen einen Fürsten von Anhalt gesehen, nämlich den Bruder des Dompropstes und späteren Bischofs von Merseburg, der in der Barfüßerkappe auf der Breiten Straße nach Brot ging und den Sack trug wie ein Esel, daß er sich zur Erde krümmen mußte. Sein Mitbruder aber ging ledig neben ihm, damit der fromme Fürst gewiß allein das höchste Beispiel der grauen geschorenen Heiligkeit der Welt vor Augen führe. Sie hatten ihn auch so heruntergebracht, daß er alle anderen Werke im Kloster wie ein ander Bruder; und er hatte so sehr gefastet, gewacht, sich kasteit, daß er aussah wie der Tod, lauter Bein und Haut; er starb auch bald. Wer ihn sah, der schmatzte vor Andacht und mußte sich seines Standes schämen.“ [1]
Nach der Domschule absolvierte er in Erfurt ein Grundstudium der Grammatik, Rhetorik, Logik und Metaphysik. Trotz der Vorstellungen seines Vaters, Jura zu studieren, entschied Luther sich aus Angst vor dem Gottesgericht, innerer Anfechtung und letztendlich wegen einer Todeserfahrung während eines Gewittererlebnisses für das Leben als Mönch. 1505 trat er in das Erfurter Augustiner-Eremiten-Kloster ein. Nun wurde sein Leben durch Enthaltsamkeit und Bibelstunden geprägt. Nachdem er 1506 das Mönchsgelübde ablegte, wurde er 1507 zum Priester geweiht. Damit begann für Martin Luther das Theologiestudium und bereits fünf Jahre darauf erfolgte für ihn die Promotion zum Doktor der Theologie. Luthers theologisches Interesse galt besonders der Frage nach Gottes Gerechtigkeit und der Rechtfertigung des Menschen vor Gott. Dadurch betrachtete er die etablierte Theologie und das Wirken der Kirchenleitung der Päpste in Rom zunehmend kritisch.
1514 wurde der Magdeburger Albrecht von Brandenburg zum Erzbischof von Mainz und damit zum Kurfürsten ernannt. Diese Ämter musste er sich teuer beim Papst erkaufen. Für die Zahlung dieser Summe hatte er einen Kredit aufgenommen, den er über Einnahmen aus dem Ablasshandel zu decken versuchte. Der Subkommissar Johann Tetzel verkaufte daraufhin im Auftrag des Erzbischofs Ablässe mit der Zusicherung des Nachlasses von Sündenstrafen gegen Geld. Luther predigte vergeblich gegen diese Geschäftemacherei, woraufhin er vermutlich am 31. Oktober 1517 mit dem Anschlag der 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg zu einer akademischen Disputation aufrief.
Der Prior des Augustinerklosters Johannes Vogt oder Johann von Isleben hat nach dem Thesenanschlag von Luther, als erster die provokanten Gedanken Luthers in Magdeburg von Kanzel wie Katheder verkündet. Vorher wurde der junge Luther von dem Augustiner Generalvikar Johannes von Staupitz auf eine Visitationsreise durch die Ordensprovinz geschickt, in der er auch das Augustinerkloster in Magdeburg aufsuchte und den Prior kennenlernte.
Folglich kam es zum Konflikt mit Rom, wobei Martin Luther vom Papst gebannt und vom Kaiser auf dem Reichstag zu Worms 1521 geächtet wurde. In dieser für Luther bedrohlichen Zeit fand er Zuflucht in der Wartburg und fand als Junker Jörg Schutz. Noch während Luther auf der Wartburg weilte, gingen praktische Reformen in Lehre und Leben der Gemeinden in Wittenberg und zahlreichen deutschen Gebieten zügig voran. Daraufhin führten einige Territorien eine Reformation durch, andere hielten am alten Glauben fest.
Im Mai 1524 wurde dann ein Tuchmachergeselle aus Wittenberg am Alten Markt festgenommen, weil er Luthers Lied „Aus tiefer Not schrei ich zu dir, Herrgott erhör mein Rufen“ singt und den Neugierigen von den Augustinermönchen Johann van Esch und Heinrich Voes erzählt, die 1523 ihren Glauben an Luther nicht lossagen wollten und somit auf dem Brüsseler Marktplatz verbrannt worden sind. Dieses Ereignis spitzte sich so zu, dass künftig nur noch das reine Evangelium gepredigt werden sollte. Wenig später trafen sich die evangelischen Prediger und ihre Vertrauensmänner im Kloster St. Augustini und beschlossen ein Zehnpunkteprogramm, das später an den Kardinal Albrecht gegeben wurde. Aber es kam zu keinem Entscheid, woraufhin Luther zur Hilfe gebeten wurde. Es ging um die Beantwortung von alltäglichen Fragen, für die eine einheitliche Leseart geschaffen werden muss.
Am 26. Juni 1524 folgte dann der Durchbruch der Reformation in der Johanniskirche. Auf Bitten des damaligen Bürgermeisters Nicolaus Sturm predigte Luther dort von der „wahren und falschen Gerechtigkeit“. Tausende Magdeburger versammelten sich an der Kirche. In Folge seiner Predigt, machte sich die Forderung der evangelischen und katholischen Geistlichen der Altstadt breit, das Wort Gottes lauter und rein zu predigen (lutherisch). Am 5. Und 6. Juli unterhandeln Lutheraner mit dem Probst des Klosters „Unser Lieben Frauen“ (Heinrich Stott), dem die Altstadtkirchen unterstehen, den neuen Glauben aufzunehmen. Dieser weigert sich und die Einigung scheiterte. So bestimmten schließlich die evangelisch gesinnten Magdeburger den 17. Juli als Tag der Einführung des neuen Glaubens. Bis zum 28. Juli 1524 waren sämtliche altstädtischen Kirchen mit evangelischen Pfarrern besetzt und Luthers Glaube verbreitete sich rasant in Magdeburg.
Heute ist die Johanniskirche ein Gedenkort für das Wirken des Reformators. Im Jahre 1886 wurde das Lutherdenkmal vor dem Hauptportal der Kirche errichtet. In seiner Gestik nimmt es Bezug auf seine Predigt in der überfüllten Johanniskirche. Das Denkmal besteht aus einem achtseitigen Postament aus dunkelroten, schwedischen Granit, dunkelgrünem Syenit und Bronze, einem Sockel aus dunkelgrünem Syenit, einem Bronzeprofil und einem Schaft aus dunkelrotem, polierten Granit. Die vordere Seite des Schaftes ist mit der Inschrift „Gottes Wort in Ewigkeit“ versehen und auf der Rückseite ist der 10. November 1883 datiert, der Tag des 400. Geburtstages Luthers.
Quellen:
[1] Hartmuth Schreiber/Ludwig Schumann: Die Johanniskirche. Stadthallen Magdeburg, 2004, S. 30.
- Hartmuth Schreiber/Ludwig Schumann: Die Johanniskirche. Stadthallen Magdeburg, 2004, S. 28-31
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KDG Wittenberg: „Das Leben Martin Luthers chronologisch“, www.luther.de, (2. Februar 2017)
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„Lebenslauf Martin Luthers (1483 - 1546)“, www.geschichtsatlas.de (2. Februar 2017)
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Tourist-Information Magdeburg: „Magdeburg – Bollwerk des Protestantismus“, www.luther-erleben.de (2. Februar 2017)
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Ottostadt Magdeburg: „Martin Luther“, www.magdeburg-tourist.de (2. Februar 2017)